20 Monate FreeNB -
Ein Projektbericht

31/01/2022

Wir – das sind Bruno, Tobias und Philipp – sind drei Schüler der 8. Klasse und haben FreeNB während des ersten Lockdowns im Frühling 2020 mit dem Ziel gestartet, möglichst viele Schüler*innen mit kostenlosen Laptops auszustatten. Dazu sammelten wir nicht mehr verwendete, jedoch noch voll funktionsfähige Geräte in erster Linie von Firmen, aber auch von Privatpersonen, setzten diese neu auf und verteilten sie anschließend. Was als Projektidee für ein Wahlpflichtfach in der Schule begann, wurde in den darauffolgenden 20 Monaten zu einem Verein mit vielen Partner*innen, mit deren Hilfe wir 124 Laptops kostenlos verteilt konnten.

Die Anfänge

Als wir im Frühling 2020 während des ersten Lockdowns im Rahmen eines Wahlpflichtfachs eine Geschäftsidee entwickeln mussten, schien die Vision nach kostenlosen Laptops für Schüler*innen wichtiger denn je. Durch das Distance-Learning war vielen bewusst geworden, wie wichtig Laptops für das Lernen sind. Es ist außerdem völlig klar, dass E-Learning auch nach der Krise weitergehen wird und daher viele SchülerInnen einen Laptop benötigen. Besonders jüngere SchülerInnen besitzen oftmals keine eigenen Geräte, oder müssen sich diese mit ihren Geschwistern teilen. So entstand die Idee von FreeNB, wobei für uns klar war, dass der soziale Gedanke im Vordergrund stehen muss und wir daher statt eines profitorientierten Geschäftsmodells ein gemeinnütziges Non-Profit-Projekt starteten.  

2 Testphasen

Um Potential und Machbarkeit der Idee möglichst schnell zu evaluieren, begannen wir im Mai 2020 mit einer ersten Testphase: Wir sammelten 5 Laptops und verteilten diese kostenlos an Schüler*innen. Dabei konnten wir herausfinden, welche Voraussetzungen ein Gerät für die Schule erfüllen muss, wie groß der Aufwand der Installation ist, wie man diesen optimieren kann und vieles mehr. Schnell war klar, dass die Nachfrage nach Laptops enorm ist, weshalb wir über den Sommer weitere Geräte sammelten und im September 2020 im Rahmen einer zweiten Testphase 18 Laptops verteilten. So konnten wir weitere Erfahrungen sammeln, unseren Arbeitsprozess optimieren und auch herausfinden, wie hoch das Angebot an nicht mehr benötigten Laptops ist.    

Erste Kooperationen und Medienbeiträge

Nach zwei erfolgreichen Testphasen überlegten wir, wie sich das Projekt größer umsetzen ließe. Wir sammelten zunächst zwischen November und Jänner nur Zusagen für Laptopspenden, da wir testen wollten, wie viele Geräte wir innerhalb von 3 Monaten bekommen konnten. Um mehr Firmen und Spender*innen erreichen zu können, schlossen wir Kooperationen mit der Wiener Wirtschaftskammer und der Bezirksvertretung Wieden. Außerdem versuchten wir, FreeNB in den Medien zu positionieren und konnten durch zwei Zeitungsartikel neue Laptopzusagen gewinnen.

Größere Umsetzung

Bis Ende Jänner 2021 erhielten wir knapp 70 Laptops zugesagt und entschlossen uns, das Projekt weiterzuverfolgen und eine größere Austeilaktion zu starten. Dabei wurde uns schnell klar, dass das eigene Wohnzimmer für die Lagerung, Aufbereitung und Verteilung von einer größeren Anzahl an Notebooks nicht ausreichen würde. Daraufhin bekamen wir vom Wiener IT-Unternehmen TechTalk das Angebot, Räume im Büro nutzen zu dürfen. So konnten wir unseren Arbeitsprozess optimieren, da wir nun Laptops ins Büro brachten und dort lagerten, bis wir eine größere Menge auf einmal aufsetzen und verteilen konnten.

Nachdem wir von den 70 zugesagten Laptops die für uns verwendbaren Geräte abgeholt hatten, sammelten wir weitere Laptopspenden und verteilten zwischen Februar und Oktober 2021 mehr als 100 Laptops. Durch Medienbeiträge, unter anderem in Ö1, auf ORF2 und im Falter-Newsletter konnten wir weitere Spender*innen gewinnen. Neben den regelmäßig stattfindenden Austeiltagen lieferten wir auch 30 Laptops an die NMS Hainburger Straße. 

Herausforderungen und Weiterentwicklung

Anfangs war es eine große Herausforderung, die bei der Aufbereitung anfallenden Kosten zu decken. Da wir die Laptops mit einer SSD (schnellere Festplatte) aufrüsten wollten und immer wieder auch andere Ersatzteile kaufen mussten, waren wir auf Sponsor*innen angewiesen. Außerdem fielen Kosten für Windows-10-Lizenzen an. Dank der finanziellen Unterstützung der Raiffeisen Bank Wien, des Wiener Unternehmens ETC (Enterprise Training Centers) sowie der Wirtschaftskammer Wien konnten wir das Projekt finanziell längerfristig absichern. Um Sponsoring und auch sonstige Geldspenden ordentlich abwickeln zu können, gründeten wir im Februar 2021 einen Verein.

Eine weitere Herausforderung war es, immer neue Laptops zu beschaffen. Um möglichst viele Spender*innen zu erreichen, positionieren wir unser Projekt in den Medien. Besonders freuten wir uns über größere Spenden von Firmen, da diese weniger Aufwand bei der Abholung verursachten.

Das begrenzte Angebot an gebrauchten Laptops war bislang jedoch der größte limitierende Faktor für das Projekt. Zwar müssen alle Firmen ihre Laptops regelmäßig austauschen, jedoch haben sie meist bereits Verwendungszwecke für die ausrangierten Geräte: Diese werden verkauft, an Mitarbeiter*innen verschenkt oder die Firmen haben eine Vereinbarung mit ähnlichen Initiativen. Daher gelang es uns auch nicht, das Projekt zu skalieren.

Projektabschluss

Aufgrund des enormen Zeitaufwands wollten wir das Projekt langfristig nicht weiterführen. Nach dem 10. Austeiltag Ende Oktober verteilten in den darauffolgenden Wochen die letzten eingelagerten und funktionsfähigen Laptops. Im Jänner 2022 kümmerten wir uns neben administrativen Aufgaben um die fachgerechte Entsorgung von nicht reparierbaren Laptops und Ersatzteilen.

Alle noch funktionierenden Ersatzteile sowie etwa 20 Euro an übriggebliebenen Spendengeldern spendeten wir an den gemeinnützigen Verein PCs für alle. Nachdem nun alle Aufgaben abgeschlossen sind, haben wir den Verein am 31. Jänner 2022 aufgelöst und das Projekt somit abgeschlossen. Unser technischer Support ist für alle, die einen Laptops von uns bekommen haben, noch bis 28. Februar 2022 erreichbar.